»Der Kurier 1: Larve« von Tristan Roulot & Dimitri Armand
In »Der Kurier 1: Larve« von Tristan Roulot & Dimitri Armand herrscht ein Szenario, das kaum vorstellbar ist: Die Welt wurde von einem Bakterium befallen, das jegliche Art von Stahl und Eisen zunichtemacht. Es wird der »Rost« genannt, weil alles, was davon befallen wird, wie verrostet aussieht. Jegliche Technologie kann also vergessen werden, was dafür sorgt, dass die Menschheit um viele Jahre zurückgeworfen wird und nun in einer Zeit leben muss, in der es kein Auto, Computer, Smartphone oder andere zahlreiche Privilegien des 21. Jahrhunderts gibt. Doch das ist noch nicht alles. Da das menschliche Blut ebenfalls einen gewissen Anteil an Eisen aufweist, hat das Bakterium dementsprechend auch die Menschen angegriffen und ist deshalb nicht nur der Grund für zahlreiche Arten von Mutationen, sondern auch die Ursache für verschiedene besondere Fähigkeiten.
Die Menschen haben sich zwar an das neue Leben angepasst, dennoch ist es nicht zu übersehen, dass es nie wieder so wird, wie es einmal war. Es herrschen sehr unruhige Zeiten, da hinter jeder Ecke Gefahr lauert. Es gibt jedoch einen Mann, der sich so gut in der neuen Welt adoptiert hat, dass er sich in ihr frei bewegen kann. Dieser Mann wird von allen einfach der „Kurier“ genannt, da er offensichtlich alle möglichen Kurierdienste erledigt. Der Preis des Kuriers ist mindestens genauso mysteriös wie der Mann selbst: Der Auftraggeber muss ohne Wenn und Aber ein rätselhaftes Ei herunterschlucken. Also, wenn das keine perfekte Basis für einen Comic ist, dann weiß ich auch nicht 😀 Oder was meint ihr?
„Mein Wort ist mein Gesetz.“ – »Der Kurier 1: Larve« von Tristan Roulot & Dimitri Armand
Bereits zu Beginn des Comics wird klar, dass der Kurier nicht nur respektiert, sondern auch gefürchtet wird, denn keiner weiß, was es mit ihm genau auf sich hat. Nicht mal sein richtiger Name ist bekannt. Der Autor setzt alles daran, recht wenig über den geheimnisvollen Protagonisten zu verraten. Die Leserschaft bekommt lediglich mit, dass der Kurier einige feste Prinzipien hat, an die er sich hält, dass er mit seinem Pferd unterwegs ist und dass er sehr viel zu verbergen hat. Was mich persönlich angeht, so kann ich sagen, dass mir das Bild des einsamen Helden grundsätzlich gefällt und der Kurier mich in seinen Bann ziehen konnte. Allerdings hat mich das Ende etwas durcheinandergebracht, sodass ich noch kein endgültiges Urteil über ihn fällen konnte.
Das Artwork bringt die dystopische Atmosphäre sehr gut herüber. Die unterschiedlichen Gelb- und Brauntöne machen den »Rost« stets präsent und erinnern daran, dass wir uns in einer Welt befinden, die von dem aggressiven Bakterium befallen wurde. Interessant fand ich auch, wie der Kurier und sein Pferd in Szene gesetzt werden. Besonders markant sind bei den Beiden die rot leuchtenden Augen, die ich ein bisschen unheimlich fand 😀 Da wir gerade beim Unheimlichen sind, sollte ich die verschiedenen skurrilen Gestalten, die uns in dem Comic begegnen, nicht unerwähnt lassen. Die Figuren sind sehr unterschiedlich und werden mir noch eine Weile in Gedächtnis bleiben. Vor allem liegt dies an den Mutationen, die das Aussehen von einigen Menschen gravierend verändert haben. Dies fand ich sowohl abwechslungsreich, als auch etwas gewöhnungsbedürftig.
Am spannendsten fand ich die Idee, dass der »Rost« die ganze Welt lahmgelegt hat und die Ursache für verschiedene Mutationen ist. Derartige Umsetzung eines Bakteriums habe ich bisher noch in keinem Medium gesehen. Zumindest kann ich mich im Moment an nichts Vergleichbares erinnern. Darüber hinaus hat der Autor alles recht plausibel und nachvollziehbar dargelegt, als ob es um kein fiktives Szenario gehen würde, sondern etwas, das tatsächlich so stattfand.
Fazit
Innovativ, spannend und abwechslungsreich – das ist »Der Kurier 1: Larve« von Tristan Roulot! Eine dystopische Welt, die mir so noch nicht begegnet ist. Es würde mich also nicht wundern, wenn die Comicreihe irgendwann verfilmt wird.
Bibliografische Daten
Titel: Der Kurier 1: Larve
Originaltitel: Le Convoyer 1: Nymphe
Szenario: Tristan Roulot
Zeichnung und Farbe: Dimitri Armand
Übersetzung: Désirée Schneider
Verlag: Splitter
ISBN: 978-3-96792-037-6
Seiten: 56
Fortsetzung: »Der Kurier 2: Die Stadt der tausend Pfeile«
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