»Eine Odyssee: Mein Vater, ein Epos und ich« von Daniel Mendelsohn

Als ich zum ersten Mal »Eine Odyssee: Mein Vater, ein Epos und ich« von Daniel Mendelsohn in meinen Händen hielt, glaubte ich ungefähr zu wissen, was auf mich zukommen würde. Ich habe zwar die „Original“ – »Odyssee« von Homer nicht gelesen, nichtsdestotrotz habe ich vor einigen Jahren den Film »Die Fahrten des Odysseus« mit Kirk Douglas gesehen und erst vor kurzem das Videospiel »Assassin’s Creed Odyssey« beendet, die ebenfalls Homers Epos aufgreifen. So war ich erstaunt, dass Mendelsohns Buch viel mehr als nur eine weitere Interpretation von Homers Werk ist, denn es hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen.

Zu Beginn lernt man die beiden Protagonisten Daniel und seinen Vater Jay Mendelsohn kennen. Schnell wird klar, dass Vater und Sohn nicht besonders gut miteinander auskommen und dass sie diesbezüglich einiges nachholen müssen. Als Jay beschließt an einem Uni-Kurs seines Sohnes teilzunehmen, lässt er keine Gelegenheit aus, Daniel zu kritisieren. Und Jay macht es Daniel wirklich nicht leicht, obwohl er sein Sohn ist. Diese schwierige Vater-Sohn-Beziehung ist eins der Schwerpunkte des Buches. Zwischendurch bezieht sich der Autor auf Homers »Odyssee«, die er sogar für Leute wie mich, die die „Original-Geschichte“ nicht kennen, verständlich herüberbringt. Er schafft es sogar, mein aufrichtiges Interesse dafür zu wecken, weshalb es nun auf meiner Wunschliste steht.

Manche Geschichten brauchen einfach ihre Zeit.“ – Seite 214, »Eine Odyssee: Mein Vater, ein Epos und ich« von Daniel Mendelsohn

Doch wer denkt, dass hier Homers »Odyssee« nacherzählt wird, irrt sich gewaltig. Die vielen Diskussionen um das Epos werden von persönlichen Geschichten sowohl aus Daniels als auch aus Jays Leben abgerundet. Dieser Aspekt macht den Inhalt lebendig und verflechtet ihn im Laufe der Geschichte immer mehr mit Homers Werk. Die scharfsinnigen und diskussionsreichen Dialoge sind mit der richtigen Portion Humor ausgeschmückt, sodass zu keinem Zeitpunkt Langeweile auftritt.

Fazit

Man lernt nicht nur viel über Homers »Odyssee«, sondern auch über Väter und deren Söhne. Ich denke, Mendelsohns Buch kann gelesen werden auch, ohne Homers Werk zu kennen (so wie ich), aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass das Buch noch mehr Spaß machen würde, wenn man die „Original“ – »Odyssee« bereits kennt.

 

 

Bibliografische Daten
Titel: Eine Odyssee: Mein Vater, ein Epos und ich
Originaltitel: An Odyssey. A Father, a Son and an Epic
Autor: Daniel Mendelsohn
Verlag: Siedler
ISBN: 978-3-8275-0063-2
Seiten: 352

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